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Angst vor der Hölle

(Hintergründe)


"Für mich ist es Wahnsinn zu entdecken, dass es Menschen gibt, die genau das Problem erörtert haben, dass mich seit Jahren umtreibt. Ich bin christlich erzogen, habe unter der Angst vor der Hölle gelitten, die ich niemandem erzählt habe. Ich habe ab 13 nicht mehr im Glauben gelebt, konnte mich aber nie komplett abgrenzen. Denn: was ist wenn es doch stimmt? " (Anonym)

Die Angst vor der Hölle – Oder: "Was ist, wenn ich einen großen Fehler gemacht habe?"

In unserer Kultur ist es nicht unüblich, dass unsere Kinder bereits ab dem 2. oder 3. Lebensalter mit der Angst vor der Hölle konfrontiert werden – und es wird als Tatsache vermittelt:

  • "Ich bin schuldig an einem schrecklichem Foltertod (von Christus)!"
  • "Meine eigene Schuld ist so groß, dass ich eine ewige Hölle verdient habe!"
  • "Selbst kleinste Vergehen - auch nur in Gedanken ausgetragen - sind bereits Sünde!"
  • "Gott sieht auch meine intimsten und schmutzigsten Gedanken!"
  • „Menschen ohne Gott kommen in eine ewige Feuerhölle“
  • „Ich muss aufpassen, dass ich nicht etwas tue, womit Gott nicht einverstanden ist“

Und das ist leider nicht bloß ein "Sektenthema": Diese und ähnliche Botschaften aus der "ganz normalen Bibel" werden in Kindergottesdiensten, im Religionsunterricht, in Jugendgruppen und teilweise als Erziehungsmethode in der eigenen Familie auf verschiedenste Weise transportiert:

  • Durch regelmäßiges Singen von Liedern, in denen diese Botschaften in der Ich-Form ständig wiederholt werden, wodurch sich der Inhalt dauerhaft und fest im Gehirn verankert und darüber hinaus mit der Melodie zu einem lebenslangen "Ohrwurm" führen kann.
  • Durch Erzählen von Geschichten aus der Bibel, die besonders kindgerecht und spannend aufbereitet wurden, so dass Vorbilder entstehen.
  • Durch Erzählen von Geschichten aus der Neuzeit, in denen andere Kinder durch einen "schweren Weg" zur "Erlösung" kommen und (nur) so die Liebe Gottes erfahren.
  • Durch Rollenspiele, in denen Kinder sogar den Leidensweg Christi nachspielen, um so ein möglichst "tiefes Verständnis" zu schaffen, was Jesus für dieses "sündige Kind" getan hat.
  • Auf YouTube findet man Videos, die die Geschichten aus der Bibel "kindgerecht" präsentieren. Da gibt es zum Beispiel "katholisch.de!", das Internetportal der katholischen Kirche in Deutschland, die "spannende und informative Einblicke in das christliche Leben" bieten (lt. eigener Vorstellung). Unter anderem wird die Geschichte vom reichen Mann und vom armen Lazarus erzählt, in welcher ein ungerechter Reiche nach seinem Tod auf ewig in einem großen Topf im Feuer leiden muss. Es wird anschaulich in einem Zeichentrickfilm als "gerechte Lektion" beschrieben und mit lustiger Musik untermalt - und selbst spaßige Elemente haben ihren Platz: Lazarus schlürft im Himmel zusammen mit Abraham genüsslich an einem Cocktail und beide schauen leicht belustigt auf den Reichen, der nun in aller Ewigkeit in der Hölle verbrennen soll. Das Motto: "Tja, dumm gelaufen..."
  • Und in der Videobeschreibung wird darauf hingewiesen, dass es sich zwar um ein Video für Kinder handelt, aber auch für Erwachsene eine wichtige Botschaft enthält: Lustige Charaktere, nette Engel und der Messias sind die Hauptfiguren der neuen Katholisch.de-Serie "Die Bibel einfach erzählt". Humorvoll und in leicht verständlicher Sprache werden die Geschichten der Bibel auf kindgerechte Weise heruntergebrochen. Aber nicht nur für die Kleinsten unter uns lohnt sich ein Blick. Das Zeichentrickformat stammt aus der Hand ukrainischer Zeichner und wurde mit viel Liebe eigens von katholisch.de und Freunden synchronisiert."
  • Auf der offiziellen Webseite der Katholischen Kirche finden sich mehrere Artikel zum Thema "Dämonen", "Teufel" oder "Exorzismus".
  • Die Evangelische Kirche geht auf ihrer offiziellen Website in dem Artikel "Hölle" so vor: Zunächst findet man einen Abschnitt mit einer (extrem kurzen) Historie über die Bedeutung des Begriffs Hölle in der Geschichte, die mehr Fragen öffnet als beantwortet.
  • In den weiterführenden Inhalten wird beschrieben, dass die Hölle "nur das ist, wo Gott nicht ist" und wo stattdessen Verzweiflung und Qual herrscht. Dann wieder wird auf biblische Texte verwiesen, wie z. B. Matthäus 18,8: "Es sei besser, die Hand, die einen verführe, abzuhacken, als mit zwei Händen ins „ewige Feuer geworfen zu werden" oder 2. Korinther 5,10: „Denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, auf dass ein jeder empfange nach dem, was er getan hat im Leib, es sei gut oder böse“.
  • Es wird darüber informiert, dass nicht nur "Massenmörder, Sadisten und Gewaltherrscher in die Hölle kommen" können, sondern dass sich "alle Menschen irgendwann dem Gericht Gottes stellen müssen". Dort würden "alle Taten der Menschen vor Gott sichtbar werden, in all ihrer Tragweite". Das Urteil über jeden Einzelnen bliebe jedoch allein Gott vorbehalten...

Zusammenfassend kann man sagen, dass es immer das gleiche Muster ist: Die Konzentration der Lehre auf die frohe Botschaft und unsere Errettung - und die etwas unklare Konsequenz für Menschen, die diese frohe Botschaft nicht annehmen. Also Massenmörder wie Hitler zum Beispiel (oder eben Menschen, die "ihre Hand nicht abhacken"...).

Gerade die Botschaft an Kinder wird in Kindergottesdiensten oder anderen Kindergruppen von "vertrauenswürdigen" und "guten" Menschen begleitet und liebevoll vermittelt. Und es geschieht zu einer Zeit, in der sich das Wertesystem des Kindes gerade erst entwickelt. Durch ständige Wiederholungen und einer "Bedienung" der unterschiedlichen Kanäle (wie oben geschildert) entstehen extrem viele und feste synaptische Verbindungen, sodass diese Gedankenfolgen später unreflektiert und automatisch ablaufen können. Wenn dies nicht bewusst unterbrochen wird, findet eine kritische Betrachtung nicht mehr statt.

Bei den einen entwickelt sich später ein "fester Glaube", bei anderen auch eine Art "Volksglaube". Viele legen diesen Glauben auch einfach ab und kümmern sich nicht mehr um das, was sie als Kind einmal geglaubt haben.

Angst vor der Hölle als Folge religiöser Prägung

Leider ist es so, dass unser Gehirn äußerst "wachsam" auf lebensbedrohliche Situationen reagiert. Es ist seine Hauptaufgabe, uns vor Gefahren zu schützen.

Und leider ist es auch so, dass unser Gehirn nicht gut mit dem Thema Restrisiko umgehen kann. Also auch, wenn man heute deutlich weniger "Drohungen" in der Verkündigung des Wortes Gottes findet und der Schwerpunkt auch eher auf die Güte und Liebe Gottes gelegt wird, ist die Hölle oder ewige Verdammnis dennoch ein Bestandteil dieser Lehre - und für einen Betroffenen eine mögliche Konsequenz seines "falschen" Handelns.

Das Totschweigen einer lebensbedrohlichen Situation bedeutet für unser Gehirn lediglich, dass es nach mehr Informationen suchen muss, die man leicht in der Bibel finden wird. Für einen Menschen, der nicht mehr glauben kann oder will, aber unter diesen Ängsten leidet, scheint es jedoch oft nur einen einzigen Ausweg zu geben: Zurück zu einem Glauben zu gehen, von dem er sich getrennt hat. Aber er ahnt, dass er seine Zweifel mitnehmen wird, die seinen "Teufelskreis" befeuern werden, denn ein "wahrer Christ" hat "Heilsgewissheit"...

Viele Menschen, die solche Ängste nicht kennen oder sie nicht zugeben (können), entgegnen oft entrüstet "Blödsinn! Das mit der Hölle glaubt heute in unserer säkularisierten, aufgeklärten Welt doch keiner mehr". Das führt aber bei einem Betroffenen nur zu einem weiteren Problem: Scham.

"Es ähnelt dem Gefühl, als wenn ich zugeben müsste, dass ich noch an den Osterhasen glaube."

Menschen mit diesen Ängsten vor dieser ewigen Verdammnis (vergleichbar mit Folter und unvorstellbare Qual auf Ewigkeit) sehen oft keine Möglichkeit, sich jemandem anzuvertrauen, und selbst durch einen Suizid könnte man dem Problem nicht entfliehen.

Beispielhafter Ablauf einer "Angst vor der Hölle"


Viele Menschen mit einer religiösen Vergangenheit erleben die "Angst vor der Hölle" wie einen Überfall.
Und automatisch startet eine Gedankefolge:

Man wird im Krankenhaus, bei einem Trauerfall oder einer gefährlichen Situation mit dem Tod konfrontiert.

Oder ganz banal: Man sieht einen besonderen Sonnenstrahl zwischen den Wolken oder einen Regenbogen,

beim Autofahren einen christlichen Autoaufkleber,

beim Wandern ein Gipfelkreuz,

man hört eine Kirchenglocke,

oder man hat einen "Ohrwurm" mit einem Lied aus seinem alten Glauben...

Unser Gedanken-Karussell

Die innere Stimme, die einem einflüstert, dass das jetzt Gottes Stimme ist.

Der Zweifel, ob man alles richtig gemacht hat oder ob man nicht doch auf diese Stimme hören sollte.

Die Angst, was nach dem Leben passieren könnte, weil man so viel im Leben falsch gemacht hat oder man einfach ein Leben ohne Gott führt: 

  • Gottes Strafe 
  • ewige Verdammnis
  • Hölle und unvorstellbare Qualen
  • und das für immer!

Das Fatale daran:

Man kann diese Gedankenfolgen nicht anhalten - es ist ein Gedanken-Karussell, das sich dreht und dreht und dreht...

  • es hat sich verselbständigt. 
  • man ist fast gezwungen, weiter darüber nachzudenken (als wenn ein Teil von einem es so will).
  • man ist der Angst schutzlos ausgeliefert!

Die Problematik für unser Gehirn

Für unseren Bereich gibt es 3 eher „ungünstige“ Arbeitsweisen unseres Gehirns:

  1. 1
    Unser Gehirn kann nicht sehr gut mit dem Thema "Restrisiko" umgehen.
    Es bleibt die Ungewissheit, dass der Glaube doch richtig gewesen sein könnte. Schließlich steht schon in der Bibel, dass der Teufel sehr listig ist und uns Menschen eine Scheinwahrheit präsentiert. In den Gemeinden wird man gerne immer ein wenig angehalten, seinen Überlegungen zu misstrauen...
  2. 2
    Unser Gehirn bevorzugt gewohnte Gedankenmuster
  3. 3
    Für unser Gehirn ist Angst kein schlechtes Ziel

Verstärkt werden diese Punkte durch 2 weitere Gedanken:

  1. 4
    Eine mögliche Strafe Gottes käme erst nach dem Tod und wäre nicht korrigierbar!
  2. 5
    Die Konsequenz wäre an Grausamkeit nicht zu überbieten: eine Ewigkeit in unmenschlicher Qual ohne Aussicht auf Änderung.

Das Ergebnis ist nicht selten, sein eigenes Schicksal in einer realen Feuerhölle zu sehen, aus der es in Ewigkeit kein Entrinnen gibt.

Blog-Posts zum Thema

Weitere Infos

E-Book "Die Angst vor der Hölle"

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Aus dem Inhalt:

Hier findest du weitere Informationen über die spezielle Angst vor der Hölle. Was dabei in unserem Kopf passiert und wie wir lernen können, ein Muster zu unterbrechen.

  • Vielleicht geht es dir wie mir damals und du erlebst die Angst vor der Hölle regelmäßig und spürst diese "Bedrohung" wie einen ständigen Begleiter - und bei allen deinen täglichen Entscheidungen.!
  • Oder es geht dir so, dass du vom Verstand her gar nicht mehr an eine Hölle glaubst. Oder sie einfach nicht mehr in deinen jetzigen Glauben passt. Und trotzdem erlebst du es manchmal, dass dich eine Angst vor einer möglichen Hölle regelrecht "überfällt".

Dieses E-Book soll helfen, die Prozesse zu verstehen, die bei Ängsten im Körper automatisch ablaufen - und was man tun kann, wenn man diesen Prozessen eine andere "Richtung" geben will.  

Es geht in diesem Buch nicht um die Fragen nach einer möglichen Hölle! Statt dessen wird ein Weg vorgestellt, was ich tun kann, damit sich bei mir keine Angst "entwickelt". Erst in einem Zustand ohne Angst kann ich auch wieder über meinen Glauben nachdenken und mich für oder gegen etwas entscheiden.

Hier downloaden:

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