Über die Angst vor der Hölle
"Für mich ist es Wahnsinn zu entdecken, dass es Menschen gibt, die genau das Problem erörtert haben, dass mich seit Jahren umtreibt. Ich bin christlich erzogen, habe unter der Angst vor der Hölle gelitten, die ich niemandem erzählt habe. Ich habe ab 13 nicht mehr im Glauben gelebt, konnte mich aber nie komplett abgrenzen. Denn: was ist wenn es doch stimmt? " (Anonym)
Die Angst vor der Hölle – Oder: "Was ist, wenn ich einen großen Fehler gemacht habe?"
In unserer Kultur ist es nicht unüblich, dass unsere Kinder bereits ab dem 2. oder 3. Lebensalter mit der Angst vor der Hölle konfrontiert werden – und es wird als Tatsache vermittelt:
Darstellung der Hölle:
A) "Aber bitte kindgerecht ..." - echt?
Leider ist die Darstellung der Hölle keinesfalls nur ein "Sektenthema". Es ist zwar gesetzlich verboten, Menschen Folter anzudrohen, aber es gehört irgendwie zu unserer Kultur, dass wir unseren Kindern auch ein wenig Angst vor der Hölle machen, in die die Menschen kommen, wenn sie Böses tun. Und in manchen Gemeinden und Familien gehört es ganz zentral zu ihrem Weltbild, dass alle Menschen ohne den richtigen Glauben an den richtigen Gott in eine solche Feuerhölle kommen.
Diese und ähnliche Botschaften aus der "ganz normalen Bibel" werden in Kindergottesdiensten, im Religionsunterricht, in Jugendgruppen und teilweise als Erziehungsmethode in der eigenen Familie auf verschiedenste Weise transportiert:
Diese Inhalte werden in Kindergottesdiensten oder anderen Kindergruppen von "vertrauenswürdigen" und "guten" Menschen begleitet und liebevoll vermittelt. Und es geschieht zu einer Zeit, in der sich das Wertesystem des Kindes gerade erst entwickelt. Durch ständige Wiederholungen und einer "Bedienung" der unterschiedlichen Kanäle (wie oben geschildert) entstehen extrem viele und feste synaptische Verbindungen, sodass diese Gedankenfolgen später unreflektiert und automatisch ablaufen können. Wenn dies nicht bewusst unterbrochen wird, findet eine kritische Betrachtung nicht mehr statt.
Bei den einen entwickelt sich später ein "fester Glaube", bei anderen auch eine Art "Volksglaube". Viele legen diesen Glauben auch einfach ab und kümmern sich nicht mehr um das, was sie als Kind einmal geglaubt haben.
B) In unseren beiden Landeskirchen:
Wenn wir einen Blick auf die Landeskirchen (katholisch und evangelisch) werfen, kann man den Eindruck erhalten, dass die Themen Hölle und Teufel eher ein Randgebiet sind:
Zusammenfassend kann man hier sagen, dass es immer das gleiche Muster ist: Die Konzentration der Lehre auf die frohe Botschaft und unsere Errettung - und die etwas unklare Konsequenz für Menschen, die diese frohe Botschaft nicht annehmen.
C) In evangelikalen oder fundamentalistischen Kreisen:
In den Reihen der Freikirchen oder fundamentalistischen Gemeinden innerhalb der Kirchen geht man jedoch deutlich offener mit dem Thema Hölle um aus. Es scheint fast so, dass man sich mit genau diesem Punkt von einer Volksfrömmigkeit distanzieren will. Erst durch die Hölle wird der Glaube so wichtig. Erst durch die Hölle wird die Dringlichkeit auch verständlich. Es ist eben nicht nur die Liebe Jesu, die wir erhalten, es ist auch die Hölle, vor der wir bewahrt werden.
Warum wir uns so schwertun, uns von dieser speziellen Angst zu distanzieren
Die Hauptaufgabe unseres Gehirns ist es, lebensbedrohliche Situationen schnellstmöglich zu erkennen und unserem Nervensystem die entsprechenden Impulse zu geben.
Leider ist es so, dass unser Gehirn nicht gut mit dem Thema Restrisiko umgehen kann. Also auch, wenn man heute deutlich weniger "Drohungen" in der Verkündigung des Wortes Gottes findet und der Schwerpunkt auch eher auf die Güte und Liebe Gottes gelegt wird, ist die Hölle oder ewige Verdammnis dennoch ein Bestandteil dieser Lehre - und für einen Betroffenen eine mögliche Konsequenz seines "falschen" Handelns.
Das Totschweigen einer lebensbedrohlichen Situation bedeutet für unser Gehirn lediglich, dass es nach mehr Informationen suchen muss, die man leicht in der Bibel finden wird. Für einen Menschen, der nicht mehr glauben kann oder will, aber unter diesen Ängsten leidet, scheint es jedoch oft nur einen einzigen Ausweg zu geben: Zurück zu einem Glauben zu gehen, von dem er sich getrennt hat. Aber er ahnt, dass er seine Zweifel mitnehmen wird, die seinen "Teufelskreis" befeuern werden, denn ein "wahrer Christ" hat "Heilsgewissheit"...
Viele Menschen, die solche Ängste nicht kennen oder sie nicht zugeben (können), entgegnen oft entrüstet "Blödsinn! Das mit der Hölle glaubt heute in unserer säkularisierten, aufgeklärten Welt doch keiner mehr". Das führt aber bei einem Betroffenen nur zu einem weiteren Problem: Scham.
"Es ähnelt dem Gefühl, als wenn ich zugeben müsste, dass ich noch an den Osterhasen glaube."
Menschen mit diesen Ängsten vor dieser ewigen Verdammnis (vergleichbar mit Folter und unvorstellbare Qual auf Ewigkeit) sehen oft keine Möglichkeit, sich jemandem anzuvertrauen, und selbst durch einen Suizid könnte man dem Problem nicht entfliehen.
Beispielhafter Ablauf einer "Angst vor der Hölle"
A) Der "Trigger" (oder der Impuls von außen)
Viele Menschen mit einer religiösen Vergangenheit erleben die "Angst vor der Hölle" wie einen Überfall. Und automatisch startet eine Gedankenfolge:
Man wird im Krankenhaus, bei einem Trauerfall oder einer gefährlichen Situation mit dem Tod konfrontiert.
Oder ganz banal: Man sieht einen besonderen Sonnenstrahl zwischen den Wolken oder einen Regenbogen,
beim Autofahren einen christlichen Autoaufkleber,
beim Wandern ein Gipfelkreuz,
man hört eine Kirchenglocke,
oder man hat einen "Ohrwurm" mit einem Lied aus seinem alten Glauben...
B) Das "Gedanken-Karussell" oder: Meine Reaktion
Das Fatale daran:
Man kann diese Gedankenfolgen nicht anhalten - es ist ein Gedanken-Karussell, das sich dreht und dreht und dreht...
Die Problematik für unser Gehirn
Für unseren Bereich gibt es 3 eher „ungünstige“ Arbeitsweisen unseres Gehirns:
Verstärkt werden diese Punkte durch 2 weitere Gedanken:
Das Ergebnis ist nicht selten, sein eigenes Schicksal in einer realen Feuerhölle zu sehen, aus der es in Ewigkeit kein Entrinnen gibt.
Das Besondere an diesen Ängsten:
Man erhält keine Antwort auf die wesentliche Frage, ob es sich um eine rationale oder um eine irrationale Angst handelt - man verliert sich in einer Endlosschleife. Es ähnelt ein wenig der Angst, wenn jemand einen Drohbrief erhält, aber nie herausfinden kann, ob sich jemand nur einen dummen Scherz erlaubt hat.
Blog-Posts zum Thema
"Über die Angst vor der Hölle" als Serie auf YouTube
Folge 1:
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